Gamer und Facebook User und der Umgang mit verstorbenen Freunden
Gamer und Facebook User und der Umgang mit verstorbenen Freunden
Es gehört zu unserem Alltag, fast wöchentlich werden wir damit konfrontiert, aber machen uns doch kaum Gedanken darüber.
Freundeslisten, die wir in unseren digitalen Konten haben, wie Facebook oder bei Gaming Portalen, beispielsweise bei PSN, Nintendo sowie Xbox Konten. Ein Freundeskreis mit Familie, echten Freunden und virtuelle Bekanntschaften, welche sich im Laufe unseres online Daseins zusammengefunden haben.
Und eines Tages ist einer der Freunde nicht mehr online. Nie mehr! Die einzige Erinnerung an diesen Freund ist sein digitales Profil. Manchmal eine Geburtstagserinnerung, Bilder und Posts und der Kommunikation, die man zu Lebzeiten mit dieser Person geführt hat.
Durch unsere Jahrzehnte lange Erfahrung haben wir erlebt, dass die Hinterbliebenen das Profil selten komplett löschen(wollen). Eventuell gerade in Gedenkzustand versetzen bei Facebook. Aber die digitalen Spielkonten bleiben meist bestehen. Kaum einer macht eine Sicherungskopie des Profils des Verstorbenen. Gemeinsame Spielfolge und gekaufte Spiele verschwinden.
Auch das Internet konserviert die Erinnerungen.
Wie ist aus der Sicht der lebenden Freunde es zu sehen? Was empfinden diese, wenn die tägliche Sichtung einer digitalen Freundesliste erfolgt, die im wahren Leben gar nicht mehr so ist? Denn es sind einige nicht mehr am Leben. Denn die Anzahl, die nicht mehr am Leben sind, wächst beinahe täglich.
Die Online-Kontakte aus unseren Freundeslisten streichen, die bereits verstorben sind?
Das macht kaum jemand. Unsere Kunden -auf Nachfrage- ändern ebenfalls nicht Ihre Freundeslisten oder löschen verstorbene User. Geschweige denn die Hinterbliebenen.
Was machen die anderen Benutzer im Netz in so einem Falle?
Wir haben dies für Sie recherchiert und in unterschiedlichen sozialen Netzwerken nach diesem Thema gesucht. Und habe über die Plattform Reddit einen sehr emotionalen Beitrag entdeckt, den ich aus dem Englischen übersetzt habe.
Daninmontreal schrieb:
„Als ich ungefähr 13 war, arbeitete ich mit einem Typen namens Tal0s und ein paar anderen an einer Half-Life-Mod („Mod“ ist eine Abkürzung, die im Gaming-Bereich meist für „Modifikation“ steht), die Texturkunst machte, aber er und ich wurden am Ende ziemlich enge Freunde und erzählten uns alles. Wie es in der Modding-Community üblich ist, kamen wir aus verschiedenen Ländern und unterhielten uns viele Abende in der Woche auf ICQ. Wir sprachen über unser Leben und unsere Probleme, und da er mit Anfang 20 um einiges älter war als ich, gab er mir immer wirklich gute Lebensratschläge. Er hörte sich mein ganzes dummes Teenager-Drama ohne Urteil an, hörte mir einfach zu und gab mir seinen brüderlichen Rat. Und dann erzählte er, was er durchgemacht hatte, und ich tat dasselbe. Er sagte mir immer, wie gut ich in dem war, was ich tat, und wie sehr er an mich glaubte. Ich habe wirklich zu ihm aufgeschaut, da er wirklich wie ein erstaunlicher Mensch wirkte. Nachdem wir ungefähr ein Jahr lang zusammen an diesem Mod gearbeitet hatten, erzählte er mir eines Tages, dass er krank sei und es schlimm sei. Ich erinnere mich, dass er mir erzählte, dass er an einem außergewöhnlichen Blutkrebs leide und dass dieser nicht mehr lange bestehen werde. Wir unterhielten uns weiter auf ICQ, und als es schlimmer wurde, redete ich auch mit seiner Freundin, die mir von seinem Account aus ein paar Updates über ihn schickte. Nach kurzer Zeit verstarb er und ich habe sein Konto nie wieder online gesehen. Seitdem sind ungefähr 24 Jahre vergangen und ich denke oft an ihn, besonders wenn die Zeiten schwierig sind oder ich an mir selbst zweifle oder etwas durchmache, von dem ich weiß, dass er ein paar weise Worte für mich parat hätte. Seine Ermutigung hat mich auch dazu gebracht, ein professioneller Spieleentwickler zu werden, und ich wünschte, ich könnte ihm sagen, welch großen Einfluss er auf mein Leben hatte. Ich werde diesen Kerl nie vergessen. Ich hoffe, du bist in Frieden, Tal0s.“
ThatsouthcanNaDaguy:
„I never delete passed away people, from anything. Shit I still have my grandparents cell phone numbers still saved in my phone knowing sure as well someone else has those numbers now.”
Übersetzung via DeepL: „Ich lösche nie verstorbene Menschen, von gar nichts. Scheiße, ich habe immer noch die Handynummern meiner Großeltern in meinem Telefon gespeichert, weil ich genau weiß, dass jemand anderes diese Nummern jetzt hat.“
JackSlawed:
“Lost my brother two years ago. He’ll stay on my friends lists, contacts list … just can’t bear to remove him.“
Übersetzung via DeepL: „Ich habe meinen Bruder vor zwei Jahren verloren. Er bleibt auf meiner Freundesliste, Kontaktliste … ich kann es einfach nicht ertragen, ihn zu entfernen.“
Und wie sieht es bei Facebook aus?
Aus vielen verstorbene Facebook Freundesseiten ist ein Gedenkportal geworden. Auf ihrer Timeline geht es nicht mehr vorwärts, sondern nur noch rückwärts. Die Posts generieren keine Neuigkeiten mehr, sondern nur noch Erinnerungen. Das gesamte Onlineleben mit all seinen Fragmenten, Ironie, Wut und Glücklichkeit liegt dort offen wie ein Zeitzeuge der Lebendigkeit.
Das in sozialen Netzwerken selbst erschaffene Profil der verstorbenen Person offenbart zwar meistens nur die bessere Seite, aber immerhin wurde die öffentliche Selbstdarstellung zu Lebzeiten selbstbestimmt.