Privatsphäre im digitalen Zeitalter

Digitalisierung Die Digitalisierung unserer Lebenswelt hat weitreichende Auswirkungen insbesondere auch im Bereich unserer privaten Umwelt. Man mag die Augen verschließen und inständig hoffen, dass es einen nicht selbst trifft oder es gar verleugnen. Wie oft musste ich die Worte hören: „Das geht mich nichts an, das trifft mich nicht, ist mir egal und was wollen die schon mit meinen Daten anfangen“.

Dabei ist vielen nicht bewusst, dass etliche Unternehmen und staatliche Organe bereits den Schutz der Privatheit bzw. Privatsphäre beeinträchtigen oder ganz aushebeln und wir stimmen unbewusst teilweise bewusst zu.

Dennoch, die Digitalisierung erbringt unbestreitbar zahlreich Vorteile, die wir heute nicht mehr missen wollen. Wir nutzen die digitalen Werkzeuge täglich, bedenken aber kaum die Konsequenzen.

 

Was bedeutet Privatheit?

Privatheit wird immer mit geschützten Räumen verbunden. Es ist das Haus bzw. Wohnung, und, soweit vorhanden, der Garten. Somit wird Privatheit räumlich materialisiert. Weiterhin finden heutzutage viele, dass beispielweise der Rucksack, die Handtasche, der Computer, das Tablet und das Smartphone zur Privatsphäre gehören (2). Die wenigsten denke dabei an die Daten, die sie kreuz und quer durch die Welt versenden. Auf der anderen Seite will kein Benutzer, dass jeder seine E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten liest. Hier fordert man Privatsphäre. Unbedacht sendet man aber seine private Daten zu Facebook, Google, Amazon etc.. Es fehlt an der sogenannten Medienkompetenz. Leider wollen sich damit viele Menschen auch nicht beschäftigen, aber seinen geschützten Raum/Bereich will man behalten. Um den Spannungsbogen zu verstehen, muss man unter anderem einen Blick in die Vergangenheit werfen.

Der Wandel zur Digitalisierung

Quelle: WikiPedia: Mosaic – Browser (5)

Noch vor ca. 30 Jahren speicherten die Menschen die Daten in Papierakten und Karteisystemen. Selbst Behörden stiegen nur langsam auf modernere edv-gestützte Systeme um. Die meisten Bürger glaubten nicht an die Digitalisierung. Wenn man Ende der 80 Jahre ein Informatikstudium begann, stieß man auf familiären Widerstand. Auch dem Autor dieses Artikels wurde im näheren privaten Umfeld nahegelegt, dass man doch Physik oder Maschinenbau studieren solle, das hätte wenigsten Zukunft. Ebenso war die Privatheit weitestgehend gesichert. Die Schleierfandung wurde diskutiert und die Banken arbeiteten noch mit Karteisystemen und kleineren Filialen. Im Hintergrund entwickeltet sich beinahe unbemerkt ein Netzwerk, das wir heute als Internet bezeichneten. Es war den wissenschaftlichen Bildungseinrichtungen und dem Militär vorbehalten. Der erste echte Browser für die breite Masse wurde Mitte der 90ziger Jahre vom National Center for Supercomputing Applications (NCSA) entwickelt (5), die Werkzeuge davor wurden kaum wahrgenommen. Auch die moderne Industrie entdeckte die Vorteile und wollte das Medium Internet nutzen. Dennoch war die Digitalisierung für viele Bürger (scheinbar) weit entfernt.

Politik und Recht

Auch die Rot-Grüne Regierung hatte um die Jahrtausendwende erkannt, dass man die Rechte der Einzelnen schützen und den Ausbau der Infrastrukturen stark vorantreiben muss (3). Der Ausbau wurde damals subventioniert. Im Übrigen auch die Schutzmaßnahmen zur Wahrung der Rechte von Bürgern. Die Weitsicht der Politiker vor 20 Jahren ist positiv bemerkenswert.

Leider hat die Nachfolgeregierung die Themen eingedämmt, weil man sowohl die Notwendigkeit als auch die Grundvoraussetzung für den Schutz des Bürgers im internationalen Datenverkehr komplett unterschätzte.

Die EU hat das Thema erneut aufgegriffen und Schutzmaßnahmen entwickelt (z.B. die Datenschutzgrundverordnung). Gezielte negative Pressmeldungen machen es der Verordnung schwer beim Bürger anzukommen.  Die Stärkung des Verbraucherschutzes geht dabei unter und wird weitläufig bedauerlicherweise nicht erkannt. Auch die Notwendigkeit digitale Vorsorge lässt sich aus der DSGVO ableiten.

Zusammenfassend kann man aber mit Fug und Recht behaupten, wer heute 60 Jahre alt ist, der hat vor 30 Jahren meist wenig mit der digitalen Welt zu tun. Die Schnelligkeit der Digitalisierung hat viele überholt. Die Industrie hingegen forciert die Entwickelung und die Beschleunigung. Beispielweise kosten Internetkonten bei Banken deutlich weniger als das klassische Konto. Man wird langsam aber sicher in die digitale Welt gedrängt. Das komplexe Thema verstehen viele Bürger nicht.

Und Heute ?

Weiterhin müssen wir bedenken, was heute noch nicht digitalisiert wurde, existiert zumindest schon in Bruchstück in der digitalen Welt oder wird demnächst überführt.

Noch im Jahr 2000 waren gerade mal ein Viertel aller Daten digital gespeichert, der Rest, das Wissen und die Kultur der Welt, lagerte in Bibliotheken und Musikarchiven, in Buchhandlungen und Vinyl-Läden. Seither hat sich die Welt total verändert, nicht mehr 75 Prozent aller Daten sind analog gespeichert, sondern nur noch zwei Prozent (1). Das bedeutet, dass die gespeicherte Datenmenge drastisch steigt, wie die Zeit schon 2013(1) feststellte (siehe Abb. 1). Es ist aber nicht nur die Überführung und Weitergabe von Daten, sondern auch die maschinell erfassten Daten. Dazu gehören beispielsweise elektronische Uhren (Smartwatches), Diagnose Daten von Fahrzeugen, System- Zustandsdaten bei PCs und Einkaufsverhalten bei Kartenbezahlungen. Alle diese Daten werden maschinell erhoben, gespeichert und analysiert. Damit können z.B. Versicherung gezielt Risikozuschläge erheben oder gar jemanden vom Versicherungsschutz ausschließen.

Wer denkt, dass „nur“ amerikanische Firmen persönliche Daten sammeln und auswerten, der liegt falsch.

Denn, wenn man das Verhalten der Kunden kennt, so kann man sehr viel Geld sparen. Beispiel Otto Versand. „Der Versandhändler Otto verbessert mithilfe einer Spezialsoftware seine Bedarfsplanung für das gesamte Sortiment. Nach eigenen Angaben füttert das Unternehmen seine Software pro Woche mit 300 Millionen Datensätzen – und erstellt übers Jahr eine Milliarde Prognosen, wie sich der Absatz einzelner Artikel in den folgenden Tagen und Wochen entwickeln wird.“ (1).

Die Digitalisierung hat derzeit ein Wachstum von ca. 12-14% in Europa (4). Das ist im Verhältnis zum klassischen Wachstum der Industrie deutlich mehr.

Man erkennt also sehr leicht, dass der Weg in die digitale Welt nicht aufzuhalten ist. Wir sollten uns darauf einstellen und Maßnahmen ergreifen. Heute noch, denn morgen ist wieder ein Stück mehr digitalisiert.

Unser Tipp:

  • Denken und schützen Sie ihre Privatsphäre
  • Benutzen Sie nicht unbedacht jedes digitale Werkzeug
  • Nehmen Sie Ihre Rechte wahr
  • Kümmern Sie sich um Ihre digitale Vorsorge

Quellen:

(1) Verlag: Zeit – eBook – Unsere Spuren im Netz – 2013

(2) Wolfgang Schmale / Marie-Theres Tinnfeld – Privatheit im digitalen Zeitalter – 2014

(3) Deutscher Bundestag Jahreswirtschaftsbericht 14/2611 vom 28.01.2000

(4) Wirecard – Hauptversammlung 18.06.2019 – Dr. Markus Braun

(5) WikiPedia – https://de.wikipedia.org/wiki/NCSA_Mosaic

Post by Digitales Erbe

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