Sinnhaftigkeit des Datenschutzes?
Die Europäische Union hat mit der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) einen Meilenstein gesetzt. Weitere Meilensteine werden folgen, welche auf der Grundverordnung basieren. Beispielsweise steht die ePrivacy-Verordnung schon in den Startlöchern.
Doch die DSGVO wird hierzulande heiß diskutiert. Die einen halten Sie für übertrieben und sinnlos, andere halten Sie für das beste Verbraucherschutzrecht der letzten Jahre und der Rest versteht Sie nicht und ignoriert sie schlichtweg. Stoische und uneinsichtig werden Standpunkte verteidigt und kaum jemand wechselt das Lager.
Andere wollen Ihr Recht gar nicht wahrnehmen, weil es mit Aufwand verbunden wäre sich zu informieren. Die Faulheit und Trägheit siegt, solange der Bauch voll ist.
Dennoch sollte man nicht vergessen, dass mit der DSGVO die Europӓer den weltweit besten Schutz ihrer digitalen Privatsphäre genießen . Das Facebook-Cambridge-Analytica-Drama hat gezeigt, wie überfällig klare Regelungen für den Umgang mit personenbezogener Daten sind. Doch wenn sich niemand wehr, so bleibt der Datenschutz ein leeres Gefäß.
Aufklärung ist wichtig
Was wieder eine Frage bei vielen Aufwirft. Wie kann ich mich wehren? Leider hat es der deutsche Staat völlig versäumt, dass er seine Bürger über dieses zentrale Thema aufklärt. Vielleicht will der Staat auch soviel Selbstbestimmung gar nicht. Ein Schelm der Böses dabei denkt.
Durch die EU gelenkt, haben die deutschen Aufsichtsbehörden extrem aufgerüstet. Leider fehlen immer noch ausreichend Fachkräfte bei den Behörden.
Resultierend daraus wird auch die Aufklärung sehr vernachlässigt. Das wiederum führte dazu, dass viele Missverständnisse bei diesem Thema entstanden und entstehen. Bei vielen Äußerungen kann ich persönlich nur den Kopf schütteln. Frägt man nach, wo das angesprochene Thema im Gesetz oder in den Erwägungsgrundsätzen geregelt ist, so bleibt es meist sehr still. Stammtischdiskussion entstehen und Halbwissen wird zur Massenhysterie.
Schwarze Schafe nutzen dies und rauben Kleinbetriebe aus. Ich selbst sah Angebote bei einem kleinen Elektrounternehmen, die weit über 10.000 Euro gingen, um den Datenschutz -mit fragwürdigen Umfang- im Unternehmen einzuführen. So dann wollte viele auch noch einen monatlichen Obolus, der die 2000 Euro Hürde leicht übersprang. Auch hier hat der Staat -aus meiner Sicht- versagt.
Die Herausforderung
Die Herausforderung ist und bleibt, dass Unternehmen wie beispielsweise Google, Facebook oder PayPal global agieren, und Datenströme keine Ländergrenzen kennen. Ihre ganze Kraft kann die Datenschutzgrundverordnung letztlich nur entfalten, wenn sie Wegbereiter für weltweit akzeptierte Datenschutzprinzipien wird.
Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Die Europäische Union (EU) gibt mit der DSGVO die globale Marschrute in Sachen Datenschutz vor. Die Staatengemeinschaft hat eine derart bedeutende Vorreiterrolle eingenommen, dass andere Länder sich nicht nur an ihr orientieren, sondern die europäischen Standards direkt in eigene Gesetzgebung übernehmen.
Selbst Abgeordnete in den USA schauen auf Europa: „Sichern Sie uns heute zu, dass Facebook Amerikaner in derselben Weise schützen wird, wie Europäer unter der DSGVO geschützt sind?“, fragte der Abgeordnete Gene Green Facebook-Chef Mark Zuckerberg bei dessen Anhörung vor dem US-Kongress.
Die Schlagkraft der neuen Verordnung beruht auf ihrer Reichweite, aber auch auf den drohenden Bußgeldern. Die EU-Regeln betreffen alle Organisationen, die in Europa aktiv sind, unabhängig davon, ob sie eine Niederlassung in der EU haben oder nicht.
Menge der persönlichen und personenbezogenen Daten nimmt zu
Täglich steigt die Menge unserer persönlichen und personenbezogenen Daten. Wir kaufen ein kommunizieren und stöbern quer durch das Internet. Legen hier und dort ein Konto an und machen uns kaum Gedanken, was damit passiert. Im Gegenzug werden Datenhändler, wie Facebook, Google, Acxiom und co reicher und reicher. Es werden Profile erstellt, wer mehr Rabatt bei den privaten Krankenkassen bekommt, wer Kredit erhält und was man wählt. Die Prognosen werden immer korrekter. Und bald wird man (wieder) verhaftet oder denunziert, wenn man nicht die richtige Partei wählt.
Die Staaten und die Firmen lieben diese Überwachung, um Bevölkerungsbewegungen und Trends zu erkennen und ggf. dagegen vorzugehen.
Sinnhaftigkeit des Datenschutzes?
Allen Unkenrufen zum Trotz, kann die Antwort nur „JA“ lauten.
Wir haben uns so sehr an dieses Wachstum und die Ansammlung unserer Daten gewöhnt, ohne je in einer breiten, gesellschaftlichen Debatte die Spielregeln festgelegt zu haben.
Nun hat die EU uns ein paar Regeln und Rechte zugestanden. Wir sollten Sie nutzen und dieses Change nicht vergeuden.
Wir sollten uns wehren, wir sollten unsere Daten wieder in den Griff bekommen. Und seien wir mal ehrlich. Auch wenn ein Unternehmen mal aufräumen muss, so schadet das sicherlich nicht und man schafft Platz für Neues.
Mein Appell an den geneigten Leser. Nutzen Sie die Möglichkeiten, welche uns gegeben wurden. Sie wollen doch nicht, dass beispielsweise jede Ihrer E-Mails und andere Kommunikationsmedien durchleuchtet analysiert und ggf. veröffentlicht wird.